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erschienen in FLiEGERREVUE 02/2003
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Die Islamische Republik Iran hat in den letzten Jahren eine vorsichtige Politik der Öffnung eingeleitet. Langfristig
soll die von US-Embargos beeinträchtigte iranische Wirtschaft in den Stand versetzt werden, Hochtechnologie für
Eigenbedarf und Export zu produzieren. Die Ergebnisse der Bemühungen um eine international konkurrenzfähige
Luftfahrtindustrie wurden auf der ersten Iran Airshow, die vom 30. Oktober bis 3. November 2002 auf der Insel Kish im
Persischen Golf stattfand, sichtbar.
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befindlichen originalen AH-1J nachgerüstet, von dem ebenfalls ein Exemplar in den Farben der iranischen
Armeefliegerkräfte ausgestellt wurde - ein Beleg für die Erfolge der Iraner bei der Sicherung der Einsatzbereitschaft
ihrer größtenteils aus den USA stammenden Flugzeug- und Hubschrauberflotte. Teil des täglichen Flugprogramms war auch
der Shahed 278, der zwar stark dem Bell 206 ähnelt, jedoch zahlreiche Unterschiede aufweist und deshalb als
Eigenkonstruktion gelten kann. Der fünfsitzige Hubschrauber, von dem bereits 1997 ein Prototyp unter der Bezeichnung
Shahed X-5 geflogen sein soll, wirkt wesentlich leichter, ist aber auch einfacher ausgestattet, als das amerikanische
Vorbild. Das einzige weitgehend im Iran entwickelte Luftfahrzeug, das auf der Iran Air Show präsentiert wurde, war
der Strahltrainer
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Das zweifelsohne wichtigste Programm und somit Aushängeschild der iranischen Luftfahrtindustrie ist die
Lizenzproduktion der Antonow An-140 aus der Ukraine. Der Erstflug der ersten im Iran hergestellten IR.AN-140 Faraaz
fand am 7. Februar 2001 in Isfahan statt. Der Prototyp mit der Seriennummer 90-01 wurde täglich im Flugprogramm
gezeigt. Iran will bis 2009 rund 80 dieser 52-sitzigen Regionalverkehrsflugzeuge fertigen. Perspektivisch ist die
Entwicklung einer ganzen Flugzeugfamilie mit einer gemischten Fracht- / Passagier-Version, einer VIP-Version und einer
um 3,8 Meter verlängerten Version mit 68 Sitzen geplant. Daneben hat auch das iranische Militär Interesse an der
Nutzung des Flugzeugs als militärischer Truppentransporter (mit Heckladerampe), maritimes Patrouillenflugzeug sowie
als Luftraumüberwachungs- und Frühwarnflugzeug bekundet. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die zahlreichen Projekte
zur Entwicklung eigener
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Hubschrauberkonstruktionen, wobei jedoch alle Modelle offensichtlich von amerikanischen Mustern abstammen. Am
interessantesten ist sicher das Modell 2091, eine umfassend modernisierte und weiterentwickelte Variante des
zweimotorigen AH-1J Sea Cobra, von dem die Armee des Schah in den siebziger Jahren mindestens einhundert Exemplare
erhielt. Das Cockpit wurde erheblich umgestaltet, es dominieren Multifunktionsdisplays, Bilddarstellungs- und
Anzeigegeräte.
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Äußerliches Unterscheidungs- merkmal ist die verstärkte Kabinenhaube. Dem Schutz der Besatzung dient eine nachträglich
hinzugefügte Innenpanzerung. Diese wurde auch beim noch im Einsatz
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HT-2 Tazarve (Adler). Bei dem Prototyp handelt es sich um die vermutlich dritte Stufe einer Entwicklungsreihe,
innerhalb derer sich die Spezifikationen mehrfach erheblich änderten. Der Rumpf wurde in GFK-Bauweise gefertigt. Die
Cockpitausstattung ist vergleichsweise spartanisch. Als Antrieb wird das aus der Northrop F-5 bekannte Strahltriebwerk
General Electric J85, allerdings ohne Nachbrenner, verwendet. Ob damit die geplante Bandbreite der Aufgaben zu
erfüllen ist, die von der Grundausbildung über die Luftkampfausbildung bis hin zur Luftnahunterstützung reichen soll,
ist fraglich. Unzweifelhaft stellt das Projekt den ersten Schritt zur Abkehr vom Nachbau ausländischer Muster und hin
zu eigenständigen Konstruktionen dar. Dass der Iran längst weiter denkt, beweist das Projekt Shafagh, das am Stand der
Malek Ashtar University of Technology präsentiert wurde. Das Muster, das als Ein- und Zweisitzer gebaut werden und mit
verschiedenen Triebwerken sowohl als Ausbildungs- als auch als Mehrzweckkampfflugzeug Verwendung finden soll, weist
alle Merkmale des modernen Kampfflugzeugbaus auf. Neben Modellen der verschiedenen Varianten wurden auch ein
Windkanalmodell sowie Fotos eines Mockups gezeigt. Die Teilefertigung für Prototypen soll bereits begonnen haben.
Während die iranischen Streitkräfte selbst an der Ausstellung nicht beteiligt waren und sich Ihre Präsenz auf
Transportflugzeuge der Typen Fokker F.27 und C-130 Hercules zur logistischen Unterstützung beschränkte, zeigten die
streitkräfteeigenen Betriebe einige ihrer Produkte. Größtes Ausstellungsobjekt war ein Luftbetankungsbehälter zur
Treibstoffübergabe zwischen Kampfflugzeugen. Als Träger für den rund 5 Meter langen Behälter ist das in großen
Stückzahlen (225 Flugzeuge) beschaffte Kampfflugzeug
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McDonnell Douglas F-4E Phantom II vorgesehen. Weiterhin waren verschiedene Luft-Boden-Lenkwaffen für den Einsatz durch
die F-4 (und möglicherweise auch andere Muster) zu sehen.Dabei handelt es sich um modifizierte Nachbauten
US-amerikanischer Waffensysteme. Kern beider Waffen sind Mk.82-Bomben, die mit Leitflächen, einer Fernsehlenkung
(Bombe Qadr GBU-67/9A) und einem Raketenmotor (Rakete Zoobin AGM-379 / 20) ausgerüstet wurden.
Neben der Luftfahrtindustrie waren auch zahlreiche iranische Fluggesellschaften auf der Veranstaltung präsent, so Iran
Air, Iran Aseman Airlines und Payam Aviation Services, deren Il-76 auch den Flughafen Hahn bei Frankfurt anfliegen.
Der auffälligste Vertreter des iranischen Luftverkehrs war jedoch die ortsansässige Kish Air.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1989 setzt die Gesellschaft, die der Kish
Free Zone Organization
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(KFZO) gehört, vor allem sowjetisches / russisches Fluggerät ein. Aufgenommen wurde der Flugbetrieb mit zwei von der
bulgarischen Balkan geleasten Tu-134 und An-24. Später folgten zwei Jak-42D und drei Tu-154M aus Russland. Aktuell
werden je vier Fokker F-50 und Tu-154M (jeweils zwei geleast und zwei gekauft) betrieben, langfristig sollen drei
Airbus A-310-300 folgen. Das größte ausländische Ausstellerkontingent stellte die Ukraine - wenig überraschend
angesichts der Kooperation beim Bau der IR.AN-140. Sowohl der Wissenschaftlich-Technische Luftfahrtkomplex Antonow als
auch das Staatliche Flugzeugwerk Charkow und Motor Sitsch waren mit großen Expositionen in der Ausstellungshalle sowie
mit einer im Flugprogramm vorgeführten An-140 vertreten. Im statischen Display waren eine An-74TK-300, eine An-74
T-200 mit iranischen Kennzeichen - auch die IRIAF soll über mindestens zehn Maschinen dieses Musters verfügen - und
für zwei Tage eine An-124 zu sehen. Ebenfalls präsent waren die beiden russischen Konkurrenten im Geschäft mit der
Mi-8 / Mi-17-Hubschrauberfamilie, die Flugzeugwerke Ulan-Ude und Kasan. Mit einer Lieferung von mehr als 20 Maschinen
im Jahre 1999 und einer Bestellung über weitere 30 im Wert von 150 Millionen Dollar hat Ulan-Ude diesen Wettbewerb
klar gewonnen. Eine dort gebaute Mi-171 wurde mit iranischen Kennungen gezeigt.
Holger Müller / Stefan Büttner
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