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erschienen in FLiEGERREVUE 02/1999

Im November 1998 fand die Airshow China in Zhuhai statt. Der militärische Bereich nahm dabei einen breiten Raum ein, aber es waren hauptsächlich bekannte Muster zu sehen, wie die AVIC (Aviation Industry of China) F-7MG, FT-7 und F-8-II. Äußerlich wiesen diese Maschinen wenig Neues auf. Einzig sichtbarer Unterschied zur F-7MG des Jahres 1996 war die einteilige Cockpit-Frontscheibe ohne störende Streben, wie sie auch bei den MiG-21-Upgrades von MiG-MAPO und IAI verwendet wird.
Interessante Neuerungen aus chinesischer Produktion wurden im Bereich der Avionik gezeigt. Beispielsweise präsentierte Xian Xibei Optoelectronic Instruments neben einem Helmvisier mit einem horizontalen Sichtbereich von mehr als 90° nach jeder Seite auch ein Head-Up-Display mit integrierten GPS-Funktionen und einen Infrarotsensor (ähnlich dem der MiG-29)
mit einer Auffassungsreichweite von 35 km. Augenscheinlich ein Ende gefunden hat die Entwicklung und Produktion des Jagdbombers A-5, der auf der MiG-19 basiert. Vor zwei Jahren noch im Static-Display ausgestellt, war von der Maschine diesmal weder auf dem Freigelände noch in den Hallen etwas zu sehen.
Neben den auf älteren Mikojan / Gurewitsch-Konstruktionen basierenden Mustern wurde der zusammen mit Pakistan entwickelte Trainer K-8 und als neuestes Exportmuster die FBC-1 (Fighter/bomber China-1) gezeigt. Abgesehen von einer kurzen täglichen Flugvorführung wurde diese Maschine hinter den Zäunen des Zhuhai Airports versteckt. Informationen zur Ausrüstung und den taktisch-technischen Daten dieses Musters sind rar. Die maximale Abflugmasse beträgt 28,5 t bei einer Waffenzuladung
von 6,5 t und einem Aktionsradius von 1650 km. Die Einführung dieses Musters bei den chinesischen Luftstreitkräften, dort als JH-7 bezeichnet, verzögert sich aufgrund diverser technischer Probleme schon seit längerer Zeit. Daß China sich im Rahmen seiner Programme für künftige Kampfflugzeuge wie J-10 und FC-1 intensiv mit elektronischen Flugsteuersystemen (fly-by-wire) befaßt, beweist die als fliegender Simulator ausgerüstete Version der K-8 (IFSTA), die allerdings nur im statischen Display zu sehen war.
An zivilen Mustern zeigte die chinesische Industrie neben dem Exportschlager Y-12 die aus der An-12 abgeleitete Y-8 sowie die Y-7 200A und Y-7H-500. Auch die unverwüstliche An-2 befindet sich noch immer als Y-5B in der Produktion und wurde in der neusten Version Y-5B100 gezeigt. Künftiger Ersatz für die An-2 soll zumindest im landwirtschaftlichen Bereich die Eigenentwicklung N5A werden, die ausgiebig im Flug vorgeführt wurde.
Unter den ausländischen Ausstellern dominierte Rußland mit 11 Maschinen, je einer Il-76 und Il-78 sowie 9 Su-27 / 30, darunter die sieben Maschinen der "Russkije Witjasy". Das russische Großaufgebot dient sicher dem Ziel, dem Verkauf von 52 Su-27 an China (dort als J-11 bezeichnet) und der vereinbarten Lizenzproduktion dieses Musters weitere Exporterfolge folgen zu lassen. Die auch im Fluge vorgeführten russischen Muster - u.a. wurde die Luftbetankung von zwei Su-27 / 30 durch eine Il-78 demonstriert - könnten einige der brennendsten Probleme der chinesischen Luftstreitkräfte lösen. Es fehlen sowohl Luft-Boden- wie auch Transport- und Luftbetankungskapazitäten. Daß die russische Beteiligung nicht noch
viel umfangreicher ausfiel, ist laut Insiderinformationen einem Konflikt zwischen dem Suchoj-Herstellerwerk IAPO und den immer noch allmächtigen staatlichen Außenhandelsorganisationen geschuldet. Die Teilnahme der Muster MiG-29, MiG-31 und Tu-22M3 wurde so kurzfristig abgesagt, daß der offizielle Katalog mit Redaktionsschluß vom 25. Oktober diese Änderungen noch nicht berücksichtigen konnte. Die Beteiligung westlicher Aussteller konzentrierte

sich vor allem auf den Bereich der Verkehrsluftfahrt, wo China trotz Asienkrise immer noch ein erhebliches Absatzpotential bietet. Auffällig war die Präsenz zahlreicher Modelle von Geschäftsreiseflugzeugen auf dem Freigelände.
Für lautstarke Begeisterung beim vieltausendköpfigen Publikum sorgte die Vorführung der Kunstflugstaffel" 1. August" der chinesischen Luftstreitkräfte. Das Team mit seinen 8 Maschinen, von denen 6 jeweils in der Luft waren, startete am

 

Morgen und am Nachmittag eines jeden Ausstellungstages zu seinen etwa 20minütigen Vorführungen. Die Geschichte dieser Einheit reicht zurück bis ins Jahr 1962. Nach vielen Jahren auf der FT-5 (MiG-15UTI) ist die" 1. August"-Staffel seit 1995 mit der F- 7E, einem auf der MiG-21F-13 basierenden Muster ausgerüstet. Diese Modifikation flog im Jahre 1990 zum ersten Mal und befindet sich seit 1993 im Einsatz bei den chinesischen Luftstreitkräften. Augenfälligste äußerliche Unterschiede zum Ursprungsmodell sind der auch an der Exportvariante F-7MG verwendete Doppeldelta-Flügel mit größerer Spannweite sowie der Bremsschirm- behälter an der Seitenleitwerkswurzel.
Die Maschinen tragen einen auffälligen rotweißen Sonderanstrich und sind mit einem großvolumigen Raucherzeuger an der zentralen Rumpfaufhängung ausgerüstet. Die beiden 30mm-Bordkanonen sowie die Flächenträger wurden demontiert. Daß die modifizierte Flügelform und zusätzliche Nasenklappen vor allem die Langsamflugeigenschaften verbessern, zeigte vor allem die Solovorführung. Eindrucksvoll sind neben
den Flugvorführungen auch die Vorbereitungen der Maschinen durch das einheitlich in Orange gekleidete Bodenpersonal. In Sichtweite des Publikums wurden auf Kommando die Arbeiten an allem Flugzeugen gleichzeitig ausgeführt. Kommandos zum Anlassen und Rollen werden über Flaggensignale gegeben.
Interessant ist, daß auch mit dieser Version die Entwicklung der F-7 noch nicht abgeschlossen ist. Im Juni dieses Jahres flog zum ersten Mal eine als J-7FS bezeichnete Version. Durch Verlegung des Lufteinlaufs unter die Rumpfspitze steht mehr Raum für die Unterbringung eines leistungsfähigen Radars zur Verfügung.
Alles in allem war die Airshow China '98 eine perfekt organisierte Veranstaltung. Ob diese Airshow, die zum nächsten Mal vom 12. bis 19. November 2000 stattfindet, zu einem dauerhaften Erfolg wird, dürfte wesentlich davon abhängen, ob es der chinesischen Luftfahrtindustrie künftig gelingt, weltmarktfähige Produkte zu entwickeln.

Holger Müller