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erschienen in FLUG REVUE 02/2003
Die Insel Kish im Persischen Golf ist eine aufstrebende Freihandelszone und damit idealer Schauplatz für die erste
Iran International Air Show. Die Veranstaltung ist Teil der Bemühungen des Iran um verbesserte Wirtschaftsbeziehungen
mit dem Ausland, vor allem auf dem Hochtechnologiesektor. In den Zeiten des seit 1979 anhaltenden amerikanischen
Embargos hat das Land umfangreiche Mittel in eine autarke Luftfahrtindustrie investiert, die in der Lage sein sollte,
die noch vom Schah angeschaffte große Flotte westlicher Muster flugfähig zu halten. Wie erfolgreich die Iraner darin
waren, ließ sich aufgrund der Ausstellung zumindest erahnen. Am Boden und in der Luft waren fast ausschließlich
Luftfahrzeuge aus
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amerikanischer und westeuropäischer Produktion sowie deren - nahezu unveränderte - Nachbauten zu sehen. Die Palette
der gezeigten Hubschrauber umfasste neben einer AH-1J Sea Cobra unter anderem die Modelle 2091 (modifizierter Nachbau
der AH-1 mit neuer Avionik), 2061 (AB.206) und Shabaviz 2-75 (UH-1). Eine Eigenentwicklung ist dagegen die Shahed 278,
die zwar zahlreiche von der Bell 206 her bekannte Elemente aufweist, sich von dieser jedoch auch äußerlich deutlich
unterscheidet. Einziges ausgestelltes Kampfflugzeug war die F-5, von der zwei Doppelsitzer zu sehen waren. Beide
Maschinen sind ursprünglich als Einsitzer F-5A ausgeliefert, zwischenzeitlich von der iranischen Industrie aber zu
F-5B umgebaut worden,
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um den Bedarf der Iranischen Luftwaffe (IRlAF) an Fortgeschrittenentrainern zu befriedigen.
Überall auf der Show präsent war das gegenwärtig ambitionierteste Projekt der iranischen Luftfahrtindustrie, die
IR.AN-l40 Faraaz. Dahinter verbirgt sich die Antonow An-140, die in bis zu 80 Exemplaren bei Iran Aircraft
Manufacturing Industries Co. (HESA) in Isfahan in Lizenz gebaut werden soll.
Bisher ist erst ein
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Prototyp im Iran gefertigt worden. Dieser flog im Februar 2001 zum ersten Mal und war auch täglich im Flugprogramm der Show zu
sehen. Weitere drei Flugzeuge sollen sich in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung befinden. Langfristig soll
die IR.AN-140 zu einer universellen Plattform für zivile und militärische Zwecke entwickelt werden. Es existieren
Planungen für eine verlängerte und eine VIP-Version sowie für Trans-
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port-, Frühwarn- und Seeaufklärervarianten.
Eine weitere einheimische Konstruktion wurde mit dem Strahltrainer Tazarve vorgestellt. Das weitgehend aus
Verbundwerkstoffen gebaute Flugzeug wird von einem aus der F-5 entlehnten J85-Triebwerk ohne Nachbrenner angetrieben
und ist für die Anfängerschulung, aber auch für den Einsatz leichter Waffen vorgesehen. Vor allem dürfte das Projekt
aber dazu dienen, Erfahrungen bei der Entwicklung wirklich neuer Konstruktionen zu sammeln. Diese könnten dann in
fortschrittlichere Projekte einfließen, die als Modelle und Zeichnungen auf der Ausstellung zu sehen waren. Allen
voran ist hier ein einstrahliges Übungs- und leichtes Kampfflugzeug zu nennen, das unter dem Namen Shafagh entwickelt
wird. Das ein- beziehungsweise zweisitzige Muster weist zahlreiche moderne Konstruktionsmerkmale auf und soll sich
bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstand befinden. Offen scheint allerdings noch die Triebwerksfrage zu
sein.
Ein weiteres Trainerprogramm der Iraner basiert wiederum auf einem ausländischen Produkt, der Pilatus PC- 7. Der
Schweizer Hersteller hatte in den Jahren 1983/84 insgesamt 35 Exemplare des Schulflugzeugs geliefert. Diese werden
bei der IRIAF zur Anfangerschulung eingesetzt. Während
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des Iran-Irak-Kriegs soll das Muster, das auch von den Irakern geflogen wird, als leichtes Kampfflugzeug verwendet
worden sein. Unter der Bezeichnung S-68 hat HESA mit dem Nachbau dieses Flugzeugs begonnen. Auf der Show waren Fotos
von Rümpfen der S-68 in unterschiedlichen Stadien der Fertigung zu sehen. Einige Exemplare sollen bereits fertig
gestellt worden sein. Piloten der HESA zeigten auf der Airshow Formationskunstflug mit drei PC-7 in den Farben der
IRIAF. Insgesamt zwölf ausländische Nationen waren auf der Iran Air Show vertreten. Flugzeuge hatten jedoch nur
Pakistan (mit dem Anfangstrainer Super Mushak) und die Ukraine mitgebracht.
Für den weiteren Ausbau der iranischen Luftfahrtindustrie werden Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen
benötigt. Die Iran Air Show soll künftig die Plattform sein, dazu notwendige Kontakte anzubahnen. Die zurückliegende
Veranstaltung war ein erster Schritt auf diesem Weg. Fehlende Professionalität wurde hierbei von den Veranstaltern
durch großen Enthusiasmus ausgeglichen. Für die Zukunft ist es aber entscheidend, inwieweit es gelingt, ausländische
Aussteller anzuziehen. Die nächste Iran Air Show ist für 2004 geplant.
HOLGER MÜLLER / STEFAN BÜTTNER
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