Impressum
Sitemap
Suche
English
Startseite >> Publikationen >> Cooperative Key 2003

erschienen in Soldat und Technik 11/2003

 
Holger Müller / Stefan Büttner Schauplätze Stationierungsorte der übenden Fliegerkräfte waren die Flugplätze Graf Ignatiewo und Krumowo. Graf Ignatiewo, nördlich von Plowdiw gelegen, ist heute der wichtigste Militärflugplatz Bulgariens. Bis Mitte der neunziger Jahre war hier das 19. Jagdfliegerregiment
Zwanzig Nationen beteiligten sich an Cooperative Key 2003 (CK-03): neben den NATO-Staaten Frankreich, Griechenland, Kanada, Niederlande, Polen, Türkei, Ungarn und USA entsandten die künftigen Mitglieder Bulgarien, Litauen, Lettland, Rumänien, Slowakei und Slowenien sowie die PfP-Nationen Aserbaidschan, Kroatien, Mazedonien (FYROM), Moldawien, Schweden und Schweiz Personal und Technik. Bulgarien war zum zweiten Mal nach 2001 Gastgeber einer Cooperative Key-Übung. Weitere Manöver dieser Reihe fanden in der Türkei (1998), Rumänien (2000), Bulgarien (2001) und Frankreich (2002) statt. Ziel von Cooperative Key ist es, Zusammenarbeit und Interoperabilität zwischen NATO- und Partnerstreitkräften zu verbessern und zugleich den Dialog auf personeller Ebene zu befördern. Dabei wurde vor allem gemeinsame Handlungen von Fliegerkräften der Teilnehmerländer geprobt sowie Führungs- und Kommunikations- verfahren trainiert. Vorbereitung und Planung oblagen wie in den Vorjahren den Alliierten Streitkräften in Südeuropa (AFSOUTH) mit Sitz in Neapel. Geleitet wurden die Handlungen vom Kommandeur der Alliierten Luftstreitkräfte in Südeuropa (COMAIRSOUTH). Das Spektrum des eingesetzten Fluggeräts
spiegelte die immer noch höchst unterschiedliche Ausstattung der teilnehmenden Luftwaffen wider. So war Bulgarien mit MiG-21, Su-25 und L-39 vertreten, während Frankreich Mirage 2000N und Schweden JAS-39 Gripen entsandten. Aus Rumänien kamen MiG-21 Lancer nach Graf Ignatiewo, aus Slowenien PC-9. Die Spannweite der Transportflugzeuge reichte von moldawischen An-2 und An-72 über bulgarische, litauische und slowakische An-26 bis hin zur rumänischen C-130 Hercules und französischen C-160 Transall. Ähnlich groß war die Vielfalt bei den Hubschraubern: neben Mi-8 / 17 aus Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Lettland, Litauen, der Slowakei und Ungarn sowie bulgarischen und mazedonischen Mi-24 flogen rumänische SOCATs, türkische und schweizerische Cougar sowie Bell 412 aus Schweden und Slowenien. der Luftverteidigung (19. IAP) mit MiG-21 disloziert. Im Rahmen der Umstrukturierungen in den bulgarischen Luftstreitkräften während der letzten Jahre wurde dort die 3. Fliegerbasis (3. Awiobasa) geschaffen. Alle noch aktiven Jagdflugzeuge der Typen MiG-21 und MiG-29 sind hier konzentriert. Finanziert durch NATO-Mittel wurden im Jahr 2001 die Flugbetriebsflächen saniert, die Start- und Landebahn mit Überrollstreifen versehen sowie eine bündniskompatible Infrastruktur (u.a. Flugdienstgebäude, Flugsicherungs- und Navigationssysteme) geschaffen. Während des Manövers wurden von Graf Ignatiewo aus sämtliche Kampfflugzeug- und Hubschraubereinsätze durchgeführt. Am Platz befand sich auch das Luftoperationszentrum der Übung. Die an Cooperative Key 2003 beteiligten Transport- und Überwachungs-
 

 

 
Überwachungs- flugzeuge flogen ihre Einsätze vom Flughafen Krumowo aus, wo auch ein Feldlazarett und ein simuliertes Flüchtlingslager eingerichtet worden waren. Krumowo im Südosten von Plowdiw ist der zivile Flughafen der Stadt mit ganzjährigem Linien- und Charterflugverkehr. Daneben ist der Platz heute das Zentrum der bulgarischen Hubschrauber- fliegerkräfte. Der militärische Teil des Flughafens wird von der 24. Hubschrauber- fliegerbasis genutzt, die rund zwei Dutzend Mi-24 aus Stara Zagora übernommen hat. Der Großteil dieser Hubschrauber ist jedoch nicht mehr flugfähig. Als Übungsgebiet für Evakuierungseinsätze und Luftlandeunternehmen wurden der Luft- und Bodenschießplatz Koren wie der nördlich davon gelegene ehemalige Militärflugplatz Usundschowo genutzt. Usundschowo war bis vor wenigen Jahren Standort des aufgelösten 21. Jagdflieger- geschwaders (21. IAP). Über dem Schießplatz Koren - ca. 80 km östlich von Plowdiw - fanden auch simulierte Luftnah- unterstützungseinsätze statt. Hier kamen u.a. griechische F-4 Phantom II und A-7 Corsair II sowie türkische F-16 zum Einsatz, die nicht in Graf Ignatiewo stationiert waren, sondern von grenznahen Flugplätzen in ihren jeweiligen Heimatländern operierten.

Multinationale Missionen
Der Übungsablauf basierte auf einem fiktiven Szenarium, für das Bulgarien virtuell in drei Staaten - Dryland, Toyland und Peaceland - aufgeteilt wurde. Eine weltweite Wirtschaftskrise führt zum Zusammenbruch der Wirtschaft und in der Folge zu
militärischen Konflikten zwischen Dryland und Toyland.Rund 20.000 Flüchtlinge fliehen vor den Kampfhandlungen. Von den Vereinten Nationen wird die Errichtung einer entmilitarisierten Zone und einer Flugverbotszone beschlossen. Auf der Grundlage des UN-Mandats beginnen Truppen aus den NATO- und Partnerstaaten mit Operationen zum Schutz und der Evakuierung der Flüchtlinge. Diese Operationen umfaßten vor allem gemeinsame Luftlandeunternehmen sowie die Evakuierung und den Lufttransport von Verletzen, Flüchtlingen und eigenen Kräften. Es erfolgten zahlreiche Rettungs- und Bergungseinsätze unter Gefechtsbedingungen. Missionen wurden in wechselnden multinationalen Kombinationen geflogen. Die teilweise schlechten Wetterbedingungen im Übungsgebiet verhinderten die Durchführung der Einsätze im geplanten Umfang. Trotzdem fanden an den drei Hauptübungstagen mehrere hundert Flüge statt. Eine dieser Missionen zum Suchen und Bergen unter Gefechtsbedingungen führten Rumänen, Schweizer, Letten und Slowaken im gemischten Verband durch. Als Rettungshubschrauber dienten hierfür je ein Mi-8 aus Lettland und ein Mi-17 aus der Slowakei sowie ein AS 532 Cougar aus der Schweiz. Die drei Transporthubschrauber wurden von zwei rumänischen IAR 330L SOCAT gesichert. Die Besatzungen befanden sich auf dem Flugplatz Graf Ignatiewo in Alarmbereitschaft und erwarteten den Einsatzbefehl. Ausgelöst wurde dieser nach einem Hilferuf von Rettungskräften, die in unsicherem Territorium von feindlichen Kräften attackiert wurden. Die
Hubschrauber starteten, formierten sich und flogen in Richtung eines festgelegten Sammelpunktes. Nachdem die Hubschraubergruppe einige Minuten in der Wartezone verweilte, wurde die Anweisung erteilt, in das Zielgebiet vorzudringen. Nach der Anlandung im slowakischen Mi-17 sicherten Fallschirmjäger des Parakommandos 501 der mazedonischen Streitkräfte die Landezone. Der lettische Mi-8 setzte französisches Sanitätspersonal ab, das die medizinische Erstversorgung durchführte. Während des Abfluges aus dem gefährdeten Gebiet bekämpften die rumänischen SOCAT-Besatzungen zahlreiche erkannte Bodenziele und vernichteten diese. Die Einsatzgruppe landete mit erfüllten Flugauftrag nach etwa einer Stunde Gesamtflugzeit wieder in Graf Ignatiewo.

Der lange Weg in die NATO
Cooperative Key 2003 war ein weiterer Schritt bei der Heranführung der NATO-Beitrittskandidaten und Partnerländer an bündnisspezifische Prozeduren und Verfahren unter realitätsnahen Bedingungen. Während die personellen Anpassungen - vor allem die Überwindung der sprachlichen Barrieren - sichtbare Fortschritte
bulgarischen Luftstreitkräfte über lediglich sechs einsatzbereite Jagdflugzeuge - vier MiG-21bis und zwei MiG-21UM. Die geplante Teilnahme von vier MiG-29 an CK-03 mußte auf Grund von Verzögerungen beim kürzlich durchgeführten Modernisierungs- programm abgesagt werden. In Zusammenarbeit mit RSK MiG hat der in Graf Ignatiewo ansässige staatliche Wartungsbetrieb TEREM Georgi Benkowski bisher sechs MiG-29 modernisiert, wobei u.a. Avionik des französischen Herstellers Thales eingebaut wurde. Ähnlich geringe Klarstände wie die MiG-29 verzeichnen die anderen verbliebenen Typen im bulgarischen Inventar. Nachdem die Reste der MiG-23-Flotte bereits im letzten Jahr außer Dienst gestellt worden sind, verfügt Bulgarien über lediglich eine flugfähige Su-22 und ein halbes Dutzend Su-25. Eine Besserung dieses Zustands ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, ist keineswegs gesichert, daß die Manöverreihe Cooperative Key auch in den nächsten Jahren fortgesetzt wird. Gerade die Auslandseinsätze im Rahmen der Operationen Enduring Freedom und Iraqi Freedom, an denen
machen, liegen die Hauptprobleme der meisten Beitrittskandidaten im Bereich der Technik und Ausrüstung. Weiter sinkende Budgets dürften die Beschaffung von NATO-kompatiblem Gerät noch auf Jahre hinaus verzögern. Die Kosten der Übung betrugen nach offiziellen Angaben 2.4 Millionen Lewa (1.2 Millionen EURO), von denen 0.7 Millionen von Bulgarien getragen wurden. Gerade am Beispiel des Gastgeberlandes wurde die Budgetproblematik deutlich. Zum Zeitpunkt der Übung verfügten die sich auch NATO- Beitrittskandidaten beteiligen, belasten die ohnehin angespannten Militärhaushalte dieser Länder zusätzlich. Gleichzeitig sind bei diesen Operationen jene Truppenteile im Einsatz, die bereits über die notwendige Bündniskompatibiltät bei Ausrüstung und Ausbildung verfügen. Es ist also davon auszugehen, daß der Erweiterungsprozeß der NATO noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird und das Tempo der Integration neuer Mitglieder dabei eher abnimmt.