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China's Fighter for the World oder: Was uns ein Kapitel Technikgeschichte über China verrät

(Text: Autor)

Gerade ist mein neues Buch über die Exportversionen der chinesischen MiG-21 alias F-7 erschienen. Eigentlich ein Thema, das nur ganz wenige Spezialisten interessieren dürfte. Und doch verrät uns dieses abgeschlossene Kapitel Technikgeschichte eine ganze Menge über einen der größten Player in der Weltpolitik und Wirtschaft im allgemeinen, erstreckt sich doch der Betrachtungszeitraum vom Ende des "großen Sprungs nach vorn" 1961 bis zur vollen Entfaltung der Wirtschaftsreformen von Deng Xiaoping Mitte der Nullerjahre.

Zu allererst: Wirtschaft entwickelt sich dann am besten, wenn sie ideologiefrei betrieben wird. Erst nachdem Mao gestorben war und die Wirtschaft von ideologischen Fesseln befreit wurde, nahm Chinas wirtschaftliche und technologische Entwicklung, die in den Jahren der Kulturrevolution nahezu zum Stillstand gekommen war, Fahrt auf.

Schnell wird auch klar, daß Chinas Aufstieg von einem rückständigen Agrarland zu einer führenden Wirtschaftsmacht nur möglich war mit ausländischer Hilfe - zuerst aus dem Osten, weil man dort die VR China als Verbündeten bei der Weltrevolution sah und dann aus dem Westen, um China als Gegengewicht zur Sowjetunion aufzubauen. Sowjetischer Technologietransfer ermöglichte es überhaupt erst, daß China moderne Flugzeuge produzierte. Westliche Lieferungen von Avionik und Lenkwaffen erlaubten es China dann, Anschluß an den Stand der Technik zu bekommen. Beide Ansätze sind aus Sicht des jeweiligen Gegenübers schließlich gescheitert, weil China sich nicht vereinnahmen läßt, eigene Interessen verfolgt und es dabei versteht, politische Konkurrenten gegeneinander auszuspielen.

Angesichts des kürzlich wieder aufgeflammten indisch-pakistanischen Konflikts ist auch ein Blick auf die symbiotische Beziehung zwischen China und Pakistan speziell im militärischen Bereich interessant. Pakistan ist nicht nur der größte Kunde für die F-7 und für chinesische Militärtechnik generell, sondern gewährte China während des Entwicklungsprozesses der F-7 auch massiven Einblick in seine aus dem Westen beschaffte Technik. Zudem trieb das Land die chinesische Entwicklung mit hohen Anforderungen voran. Im Ergebnis erhielt Pakistan F-7-Versionen, die den Varianten für den Inlandsbedarf überlegen waren. Auch wenn China heute die beste Technik für den Eigenbedarf reserviert, ist nicht auszuschließen, daß Pakistan als besonderer Verbündeter diese auch erhält und damit die jüngsten Erfolge in der Auseinandersetzung mit dem Erzfeind Indien erzielt hat.

Und natürlich: China versteht sich darauf zu kopieren - egal, ob eine Dokumentation vorhanden ist (wie bei der ursprünglichen Lizenzproduktion der MiG-21) oder nicht (wie beim Versuch, spätere Versionen nachzubauen). China kopiert so erfolgreich, daß die Kopie weitgehend dem Original entspricht und ist danach in der Lage, die Kopie in eigene Lösungen weiterzuentwickeln.

Schließlich fällt auf, daß es China relativ schnell gelang, sich vielfältige Technologien anzueignen oder selbst zu entwickeln - mit einer Ausnahme: Triebwerke. Hier wurde ausländische Technik übernommen und angepaßt, aber kaum oder nur ganz langsam eigene entwickelt. Der Grund: Maschinenbau und speziell die Entwicklung von Wärmekraftmaschinen ist erfahrungsintensiv und nichts, was man schnell aus dem Boden stampft. Das sei all denen in Stammbuch geschrieben, die die noch vorhandene europäische Technologieführerschaft bei Verbrennungsmotoren der Elektro-Ideologie opfern wollen.

Manchmal reicht also der Blick auf ein kleines Flugzeug, um daraus Erkenntnisse für die große Politik zu gewinnen.