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erschienen in FLiEGERREVUE 04/2006
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1989/90 konzentrierten sich auf dem Territorium Kasachstans mehr als 20
Militärflugplätze mit über 1200 Flugzeugen und Hubschraubern. Mit der
Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 erbte die flächenmäßig
zweitgrößte der Republiken nur einen verhältnismäßig geringen Anteil
an den einst gemeinsamen Fliegerkräften. Ein Neuaufbau wurde
unumgänglich.
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im Afghanistan-Krieg 1980 kehrt das
Regiment ohne Verluste zurück und übernimmt anschließend Su-24, von
denen sich heute noch 23 Stück älterer Baureihen (Fencer C) im Bestand
befinden.
Es spricht vieles dafür, dass Russland aus Sorge um einige seiner
wichtigsten in Kasachstan verbliebenen militärischen Objekte wie den
Weltraumbahnhof Bajkonur, das Atomtestgelände Semipalatinsk und die
Fliegerbasis Lugowoj, wo ausländisches Militärpersonal geschult wurde,
der kasachischen Regierung möglichst wenig Entscheidungsfreiheit über
die Zusammensetzung ihrer Luftwaffe überlassen wollte. Die Basis Dolon
beherbergte bis 1994 eine mit Tu-95MS ausgestattete Bomberdivision der 37.
Luftarmee. Die etwa 40 Maschinen wurden an Russland übergeben. Im
Gegenzug erhielt Kasachstan MiG-29, Su-27 und Su-25 aus russischen
Beständen. Regimenter der sowjetischen Luftverteidigung unter dem
Kommando der 14. Luftarmee waren mit MiG-23, MiG-25, MiG-31 sowie Tu-128 -
letztere nur im Reservebestand -
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eiß getünchte Bordsteinkanten und |
Zaunpfähle sind das erste, was dem Besucher am Standort des Truppenteils mit der Nummer
65229 auffällt. Wir sind in Shetygen, 60 Kilometer nördlich von Almaty,
auf der Basis des 149. Fliegerregiments, zu sowjetischen Zeiten bekannt
unter dem Namen Nikolajewka. Die Flugzeugdeckungen für zwei Staffeln zu
beiden Seiten der Vorstartlinie hinterlassen den Eindruck eines auf dem
Reißbrett geplanten Flugplatzes. Kasachstans Nationalfarben Gelb und Blau
zieren die zahlreichen in typischer sowjetischer Bauweise errichteten
Gebäude. Ein weithin sichtbares Fliegermonument überragt den großen
Appellplatz. Kommandeur Oberst Shilgildin, erfahrener Su-24-Pilot mit 1500
Flugstunden, berichtet aus der Historie des Truppenteils: Das heutige 149.
Garde-Bombenfliegerregiment wurde am 19. Juni 1938 in Chabarowsk als 6.
Jagdfliegerregiment aufgestellt. Geflogen wurden
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zunächst I-15bis, I-16, LaGG-3 und Jak-1 bis Jak-9. Nach Kriegsende in Bulgarien basiert, erfolgte 1948 die Verlegung
in den Turkmenischen Militärbezirk nach Tschirtschik (Usbekistan), wo das
Regiment bis 1950 Bell P-63 Kingcobra flog. Ab 1952 waren MiG-15bis und
seit 1960 MiG-17 im Bestand. 1969 umgewidmet zum
Jagdbombenfliegerregiment, wird die dann als 149.
Garde-Jagdbombenfliegerregiment bezeichnete Einheit 1971 in Nikolajewka
stationiert. Dort erhielt sie nach einer weiteren Umstrukturierung zum
Frontbomberregiment 1975 die Jak-28.
Von einem kurzzeitigen Einsatz
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an mehreren kasachischen Standorten vertreten. Die Einheiten der Luftstreitkräfte
unterstanden der 73. Luftarmee in Taschkent (Usbekistan) und umfassten je
ein Transport-, Aufklärungs- und Frontbombenfliegerregiment sowie je zwei
Jagd- und Jagdbombenfliegerregimenter, letztere mit MiG-21, MiG-23 und
MiG-27 ausgestattet. Wie in Russland wurden auch in Kasachstan Mitte der
90er-Jahre alle einstrahligen Kampfflugzeuge der Typen MiG-21, MiG-23 und
MiG-27 außer Dienst gestellt und auf dem Platz Taldy Kurgan eingelagert.
Versuche, diese Technik heimlich und auf unbekannte Rechnung in sensible
Länder zu verkaufen, scheiterten am wachsamen Auge der
Weltöffentlichkeit. Im März 1999 durchsuchten aserbaidschanische
Sicherheitskräfte auf dem Flughafen Baku eine russische An-124 und
beschlagnahmten sechs an Bord befindliche kasachische MiG-21, die für
Nordkorea bestimmt waren. Obwohl die sechs Jets kurze Zeit später wieder
an Kasachstan übergeben wurden, blieb die Frage unbeantwortet, wie viele
Flugzeuge aus der insgesamt 30 bis 40 Stück umfassenden Lieferung
Nordkorea tatsächlich erreichten. Zur Schadensbegrenzung musste der
kasachische Verteidigungsminister Mukhtar Altynbajew seinen Hut nehmen.
Die Hubschrauberflotte erhielt Mi-8 und Mi-24 aus Beständen eines früher
in Jüterbog stationierten Verbandes der Westgruppe der Truppen in
Deutschland (WGT), der 1992 nach Utscharal in die Nähe der chinesischen
Grenze verlegt wurde.
Seit 1992 fliegen die kasachischen Luftstreitkräfte mit dem neuen
Hoheitsabzeichen, das - wie die Nationalflagge -
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den Adler unter der Sonne
zeigt, allerdings mit dem Sowjetstern im Hintergrund. Da die Flugzeuge
dieses Zeichen zumeist aber nur im Rahmen größerer Überholungen
erhalten, sind auch heute noch zahlreiche Maschinen zu sehen, die nur
einen - meist stark verblassten - roten Stern tragen.
Kasachstans Luftstreitkräfte stehen heute vor der schweren Aufgabe, den
Luftraum eines Landes, das mehr als sieben Mal so groß ist wie
Deutschland, mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln zu schützen. Um die
vorhandenen Strukturen zu straffen, erhielten im Juni 2002
Luftstreitkräfte und Luftverteidigung ein einheitliches Kommando mit Sitz
in Almaty. Darüber hinaus wurden die weitreichendsten Waffensysteme, die
Langstreckenjagdflugzeuge der Typen MiG-31 - die einzigen Flugzeuge dieses
Typs, die außerhalb von Russland operieren - und Su-27, in Karaganda
konzentriert. Die Basis liegt vergleichsweise zentral und ermöglicht
somit ein schnelles Erreichen potentieller Ziele aus allen Richtungen.
Daneben stellen die von Karaganda aus agierenden Einheiten, die zudem noch
mit MiG-29 ausgerüstet sind, den Schutz der nahegelegenen Hauptstadt
Astana (ehemals
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Zelinograd) sicher. Ebenfalls zur Luftverteidigung gehört ein Regiment
Su-27, das zusammen mit einigen wenigen Su-25 in Aktau (früher
Schewtschenko) auf der Mangistau-Halbinsel am Kaspischen Meer stationiert
ist. Die Basis Shetygen am Kaptschagajer See beherbergt mit MiG-29 und
Su-24 sowohl Jagd- als auch Jagdbombenfliegerkräfte. Ab 1996 wird das
eingangs erwähnte 149. Garde-Bombenfliegerregiment als 600.
Garde-Rotbanner-Fliegerbasis bezeichnet, gleichzeitig erfolgt die
Umbenennung von Nikolajewka in Shetygen. Im März 2003 werden MiG-29 der
Version 9.12 (Fulcrum A) vom 715. Fliegerregiment aus Lugowoj überführt.
39 Maschinen dieses Typs gehören heute zum Inventar der kasachischen
Luftstreitkräfte. Die Transportkomponente mit An-12 und An-24/26 operiert
vom internationalen Flughafen Almaty aus. Einzige kasachische
Kampfhubschrauberbasis ist Utscharal mit den bereits angesprochenen Mi-8
und Mi-24. Transporthubschrauber Mi-8 und Mi-26 des 157.
Hubschrauberregimentes sollen sich in der Nähe des Dreiländerecks zu
Kirgisien und Usbekistan in Taras (früher Dshambul) befinden, der Status
von Basis und Technik ist allerdings unklar. Gleiches gilt für das 39.
Aufklärungsfliegerregiment aus Balchasch am gleichnamigen See, wo
MiG-25RB und Su-24MR im Einsatz stehen. Standort von Fliegerkräften der
Grenztruppen mit Mi-8 und An-72 ist u.a. Almaty-Boraldaj. Wie alle
GUS-Luftstreitkräfte haben auch die kasachischen mit geringen
Klarständen und beschränkten Flugstundenkontingenten infolge fehlender
finanzieller Mittel zu kämpfen. Insofern ist es bemerkenswert, dass
Piloten der 1. Leistungsklasse nach kasachischen Angaben jährlich 40
Flugstunden erreichen,
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Nasarbajew hat Ende 1997 sein Zukunftsprogramm "Kasachstan 2030"
veröffentlicht. Darin verspricht er ein unabhängiges und politisch
stabiles Land. Um dies zu erreichen, ist in einer immer noch unruhigen
Region der Schutz des Staates durch starke Streitkräfte unabdingbar.
Wachsende Einnahmen aus der Ölförderung sollten es ermöglichen, die
dafür notwendigen Mittel bereitzustellen. Es dürfte sich also lohnen,
die Entwicklung der kasachischen Luftstreitkräfte im Auge zu behalten.
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während Nachwuchspiloten sogar auf beachtliche 80 Stunden in der Luft
kommen. Kasachstan hat in den letzten Jahren große Anstrengungen
unternommen, die aus der Sowjetära herrührende Dominanz russischer
Führungskräfte zu beenden und alle Schlüsselpositionen mit
einheimischem Personal zu besetzen. Zudem werden in immer größerem
Umfang Offiziere an Ausbildungseinrichtungen der NATO (u.a. USA, Türkei
und Deutschland) entsandt, um die angestrebte Annäherung an das westliche
Militärbündnis zu beschleunigen. Dessen ungeachtet bestehen immer noch
sehr enge Bindungen zu den anderen Staaten der GUS. Die Ausbildung des
fliegenden Personals erfolgt weiterhin in Russland. Sowohl dort als auch
in der Ukraine finden die Generalüberholungen der Flugzeuge und
Hubschrauber
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statt. Russland dürfte bis auf weiteres Kasachstans wichtigster Lieferant
für Militärtechnik bleiben. Das einzige kasachische
Luftfahrtinstandsetzungswerk in Almaty betreut ausschließlich zivile
Luftfahrzeuge. Ende 2004 startete ein gemeinsames russisch-kasachisches
Programm zur Beschaffung neuer Hubschrauber. Vier moderne Mi-17MD wurden
bisher an die Grenztruppen geliefert, zehn weitere sollen folgen. Dass
Russland die Hubschrauber zu besonders günstigen Konditionen liefert,
dürfte nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass die USA den
Ländern der Region im Rahmen ihres Foreign Military Aid-Programms
gebrauchte Technik kostenlos anbieten, um auf dem dortigen Markt Fuß zu
fassen und ihren politischen Einfluss auszudehnen. Die Republik Kasachstan
verfolgt ehrgeizige Ziele. Staatschef Nursultan
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