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Kleine Geschichten

(Text: Uwe Seifert)

Hier eine kurze Geschichte, die 1976 im Rahmen einer Übung mit Start und Landung auf der Autobahn passiert ist: Meine 787 war an dem Einsatz beteiligt und kam vom Flug in den Hangar, der nur ein Erdhügel mit Tarnnetz war, zurück. Technisch war alles in Ordnung und nach der Nachflugkontrolle und dem Auffüllen mit technischen Gasen und Flüssigkeiten waren wir fertig. Mein Mechaniker war nicht zu sehen, doch ich habe mir nichts dabei gedacht. Unser Spieß hatte den Tee mit dem vorher eingesammelten Alkohol veredelt, der Tee war richtig gut, denn es war kalt. Plötzlich gab es Alarm und wir rannten zu unseren Flugzeugen, ich allerdings allein, denn mein Mechaniker war immer noch weg. Der Lotschik, spricht Flugzeugführer, stieg ein, es war sehr hektisch und es gab Erlaubnis zum Anlassen, was auch passierte. Nach dem das Aggi (Anlaßaggregat) angeschlossen war und ich die Erlaubnis zum Anlassen gab, wurde das Triebwerk angelassen. Und plötzlich sprang mein Mechaniker mitsamt der Laufmatte aus dem Flugzeugheck. Er hatte sich zum Schlafen in das Heck gelegt, dort war es noch schön warm und er ist dabei eingeschlafen. Jedenfalls hatte er großes Glück, denn nach etwa 40 Sekunden wird Kraftstoff eingespritzt und es wird dann etwas warm am Hintern. Gemeldet habe ich es natürlich nicht, meinen Mechaniker hatte ich jedenfalls für kurze Zeit nicht mehr gesehen, dem stand der Schreck noch lange im Gesicht!

Ich kann nicht genau sagen, wann es war: es gab Gefechtsalarm beim Flugdienst und der Trupp Bewaffnung hängte scharfe Raketen unter die Flugzeuge. Wir bekamen unsere Pistolen mit scharfer Munition, der Flugzeugführer sprang in die Maschine, das Aggi wurde angeschlossen und es war alles zum Anlassen bereit. Für uns war es eine vollkommen neue Situation - mit scharfer Bewaffnung - und es war ein Knistern in der Luft. Keiner wußte etwas, wir saßen auf der Leiter und ich hatte nur noch über Funk Kontakt mit dem IKP. Es stellte sich heraus, daß eine Tu-134 über der CSSR entführt wurde und sie in Preschen zur Landung gezwungen werden sollte. Nach etwa 30 Minuten wurde alles abgebrochen und die Maschine anderswo zur Landung gezwungen oder der Entführer überrumpelt. Jedenfalls war die Anspannung vorbei und wir alle ganz schön fertig.

Es war während der Übung Granit 76 und unsere Flugzeuge wurden startklar gemacht. Nach erfolgtem Start war die Landung in Polen vorgesehen und das wurde auch so durchgeführt. Im Gegenzug kamen Maschinen aus Polen zu uns. Die sahen recht bunt aus, um das Staurohr war ein roter Kringel gezogen, was für uns nicht in Frage gekommen wäre, mit unserer deutschen Korrektheit mit Strichen für jeden Schraubenschlitz und alles mit Draht gesichert. Bei unseren Brüdern war das anders. Jedenfalls wurden die Flugzeuge aufgetankt und zum Start vorbereitet. Der erfolgte auch wenig später und wir wurden mit einer Il-14 nach Leipzig-Schkeuditz geflogen, ohne unsere Flugzeuge. Dann war Alarm und natürlich Atomschlag und wir waren weg. Kein Flugzeug, kein Essen, kein neuen Befehl, aber Sonnenschein den wir gut nutzen konnten. Erst nach einigen Stunden ging es mit der IL 14 zurück nach Preschen, mit einen schlechten Flug uns war allen schlecht und in einer Linkskurve schaute uns noch der zweite Pilot an und rief "nicht ins Flugzeug speien!"

Wir waren einige Wochen auf dem Flugplatz Schkeuditz, weil in Preschen die SLB ausgebessert wurde. An einen Flugdienst kann ich mich noch gut erinnern - der hatte meinen Urlaub in Frage gestellt. Und bei diesem Flugdienst war meine 787 mit dabei. Wie es Gang und Gäbe war, wurde immer durchgesagt "787 gelandet" und das hieß: Startsiebe mitnehmen und auf die Maschine warten. Es landete eine andere Maschine und die war noch eher zurück als die 787. Da war ich schon sehr unruhig, da war etwas im Gange. Dann kam die Durchsage: "Flugzeugtechniker mit Klappen und Abschleppstange zum Aggi". Folgendes war passiert: die SLB in Leipzig wurde für die Interflug mit Asphalt ausgebessert, was für die Tu-134 oder Tu-154 kein Problem war, was aber für das Fahrwerk der MiG-21 bald zum Problem wurde. Beim Aufsetzen auf die Landebahn kam ein Reifen auf eine solche Stelle und klebte fest. Der Reifen platzte, die 787 rutschte über die Wiese bis kurz vor das Flughafengebäude und blieb dann stehen. Erst mit der Sicherungsleine den Schleudersitz gesichert, Klappen angebracht und dann abgeschleppt mit stark beschädigten Fahrwerk, Gummireste unter den Tragflächen und meinen Urlaubsschein in der Tasche in die KRS. Bis die 787 wieder einsatzfähig war, durfte ich dann noch bleiben. Zum Glück waren keine Einschläge in der ersten Verdichterstufe und das Triebwerk war auch noch ok.

Bei einem Flug für die Flugabwehr flog meine 787 Zieldarstellung über einem Birkenwald. Der Flugzeugführer leitete eine Linkskurve ein und köpfte die Spitzen. Die Folge war eine stark beschädigte Tragfläche, die Flügelvorderkanten wurden zerschlagen. Auf Grund der starken Schäden wurde das Fahrwerk notausgefahren. Nach der Landung und dem Zurückschieben an der Vorstartlinie wurden die Schäden deutlich. Der Lotschik war eigentlich ein guter Flieger und ein Draufgänger, nur nach dem Aussteigen und Anschauen mußten wir ihn festhalten, er ist einfach umgefallen.