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Nach der Außerdienststellung der rumänischen MiG-21 im Mai 2023 verblieb Kroatien als letztes MiG-21-Nutzerland in Europa. Und während sich der Zugang zu den rumänischen MiG-21 erst nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs schwierig gestaltete, war es dem Autor seit einem Besuch in Pleso im Jahre 2002 nicht mehr gelungen, eine Genehmigung zum Besuch einer kroatischen Basis zu erhalten. Neben vereinzelten Besuchen bei offiziellen Veranstaltungen boten nur noch öffentliche Auftritte und Besuche am Flugplatz Zagreb Gelegenheit, die kroatischen MiGs in Aktion zu sehen. Während in den Vorjahren nahezu an jedem Wochentag mit Flugbetrieb zu rechnen war, hatte sich dies nach dem Absturz eines Doppelsitzers Ende 2022 und der Abreise zahlreicher Flugzeugführer zur Rafale-Ausbildung nach Frankreich im Januar 2023 auf einen Flugtag (und oft auch nur einen Flug) pro Woche reduziert - zu wenig für einen Besuch auf Verdacht. Hinzu kam, daß es Ankündigungen nur für solche Flüge gibt, bei denen mit erhöhter Lärmbelästigung zu rechnen ist - wie Werkstattflüge - und dann in der Regel auch nur am Morgen des entsprechenden Tages, also viel zu kurzfristig. Nicht selten fallen diese Flüge dann auch noch technischen Problemen zum Opfer. Was bleibt, sind geplante Flüge aus besonderem Anlaß - so zum Nationalfeiertag am 5. August und beim Susreti za Rudija, der jährlichen Gedenkfeier für den ersten kroatischen Luftwaffenpiloten, Rudolf Perešin, an einem Wochenende Anfang September. Der erste Termin fällt mit dem Urlaub des Autors an der kroatischen Küste zusammen und so entsteht der Plan, von dort einen Abstecher nach Zagreb zu machen. Allerdings ist es an der Adria so schön, daß die Lust, den Urlaub zu unterbrechen, mit jedem Tag schwindet und schließlich ganz vergeht. Zum Glück, denn wie sich herausstellt, wird der Überflug der MiG-21 über Knin wetterbedingt abgesagt. Damit bleibt also nur das Perešin-Gedenken, das 2023 am Sonntag, dem 10. September stattfindet. Nun sind 10 Minuten Überflüge über Gornja Stubica, den Geburtsort des Nationalhelden, oder alternativ zwei Starts und zwei Landungen (sofern überhaupt zwei Maschinen fliegen) nicht unbedingt eine tolle Ausbeute für zweimal 850 Kilometer Fahrt, weshalb der Plan entsteht, einige Tage vor dem Ereignis nach Zagreb zu fahren, um bei eventuellen Trainingsflügen dabei zu sein. Nachdem allerdings die geplante Abreise am Mittwoch familiären Gründen zum Opfer gefallen ist, kommt am Nachmittag die Meldung aus Zagreb: zwei Maschinen sind heute geflogen und morgen fliegen sie wahrscheinlich wieder, aus Anlaß der Beisetzung eines Generals. Und siehe da: auf der Website des kroatischen Verteidigungsministeriums steht, daß es Folgetag während der Gedenkfeiern für Anton Tus, ehemaliger General der jugoslawischen Luftstreitkräfte und erster Generalstabschef der kroatischen Armee, gegen 15 Uhr einen MiG-Überflug über den Zagreber Friedhof Mirogoj geben wird. Es gibt also jetzt zwei planmäßige Flüge - am Donnerstag und am Sonntag - und damit beste Chancen auf einen Erfolg. Um allerdings angesichts von acht Stunden Fahrzeit rechtzeitig in Zagreb zu sein und auch noch eine gewisse Zeitreserve für eventuelle Verkehrsstörungen zu haben, heißt das, spätestens um 5 Uhr zu starten. Schließlich ist der Autor bereits um 3.30 Uhr unterwegs und dank einer störungs- und grenzkontrollfreien Fahrt schon vor 11 Uhr am Zagreber Flughafen. Dort ist allerdings erst einmal gar nichts los und das bleibt im wesentlichen die nächsten Stunden so. Die heimliche Hoffnung auf einen weiteren Übungsflug der MiGs wird enttäuscht.
Der Autor dankt Chris und den Mitarbeitern des Flughafens Zagreb.
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