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Nach dem Fehlschlag bei der Rafale-Ankunft im April richtet sich alle Aufmerksamkeit auf das offizielle Ende des kroatischen MiG-21-Betriebs (so zumindest eine Aussage des Luftwaffen-Chefs), die Airshow AirVG, die am 11. Mai in Zagreb stattfindet. Damit ist das Ziel für den Männertagsausflug des Autors mit seinem Sohn klar. Allerdings treffen die Informationen zur Veranstaltung nur sehr spärlich ein. Erst rund zwei Wochen vor dem Termin geht die Website der Show online und erst dann ist auch die Registrierung - zunächst nur als Spotter - verfügbar. Diese wird aufgenommen, das heißt aber nicht, daß damit auch ein Zugang verbunden ist. Als dann am 2. Mai die kostenlos Ticketreservierung als regulärer Besucher möglich ist, schlägt der Autor kurz nach Verkaufsstart zu, um auf jeden Fall dabei sein zu können - eine gute Entscheidung, denn wenige Stunden später sind die Eintrittskarten vergriffen. Als dann einige Zeit später die zwischenzeitlich angefragte Presseakkreditierung eintrifft und schließlich auch noch die Spotterregistrierung, hat jeder von uns drei Zugangsberechtigungen - aber besser als keine. Nach einem regnerischen Zwischenstop in Graz am Mittwoch treffen wir am Himmelfahrtstag in Zagreb ein, wo schon zahlreiche Spotter um den Flugplatz kreisen und auf Aktivitäten warten. Die Ernüchterung kommt prompt, als es heißt: bis 15 Uhr herrscht Fotoverbot am Flughafen. Grund dafür sollen die Ukraine-Versorgungsflüge einer kanadischen Hercules sein. Beim Versuch, zumindest irgendwelches militärisches Fluggerät abzulichten, kommen wir an ZTZ Velika Gorica und der dort ausgestellten MiG-21 vorbei. Damit ist schon einmal der Besuch einer abgestellten Maschine abgehakt, der die Voraussetzung für Glück mit den fliegenden Exemplaren zu sein scheint. An diesem Donnerstag stellt es sich aber nicht mehr ein und so richtet sich die Hoffnung auf den Freitag.
Am Freitagmorgen haben sich bereits dutzende Spotter am Zaun aufgereiht und wir schließen uns an. Niemand weiß, was an diesem Tag passieren wird und irgendwann heißt es dann auch: keine Trainingsflüge an diesem Tag. Um so größer ist die Begeisterung, als gegen 11 Uhr der Funkverkehr zunächst eine anlassende MiG-21 und danach eine Rafale verheißt. Und tatsächlich: kurz danach stellt sich ein Pkw mit Militärkennzeichen am Rande des Taxiways auf - ein gutes Indiz für baldigen militärischen Flugbetrieb.
Das ist also das Programm, was wir für den Folgetag unter dem Stichwort "Prelet MiG-21 + Rafale" zu erwarten haben, nicht berauschend, aber ok. Und das Ziel der Reise ist bereits erreicht! Wir warten weitere zweieinhalb Stunden vergeblich auf weitere Trainingsflüge. Ein paar Ankünfte von Hubschraubern, Zlins und PC-9 gibt es, aber sonst überwiegt Langeweile. 14 Uhr entschließen wir uns, den Platz zu verlassen, um kurze Zeit später zu erfahren, daß 14.10 Uhr zwei Rafale gestartet sind. Aber unser Ziel war ein anderes und somit ist das kein wirklicher Verlust. Der spannende Teil soll noch folgen. Am Samstag, dem Tag der Veranstaltung, soll die Registrierung der angemeldeten Pressevertreter und Spotter um 10 Uhr beginnen und anschließend eine Dreiviertelstunde vor Veranstaltungsbeginn der Zutritt zum Gelände möglich sein. In Erwartung einer chaotischen Anfahrtssituation - zunächst war von 50.000 Besuchern die Rede, später von immer noch zahlreichen 10.000 - sind wir zeitig vor Ort und stellen fest, daß der Massenansturm noch nicht begonnen hat. Er soll auch später nicht eintreten. Aber da wir das nicht wissen, parken wir in einiger Entfernung, um bei einem möglichen Wechsel auf die andere Seite außerhalb des Flughafengeländes nicht im Stau zu stehen. Rund um das alte Flughafenterminal laufen noch Aufbauarbeiten für Verpflegungsstände und wir wundern uns, wie damit all die zu erwartenden Besucher versorgt werden sollen. Im Terminal haben sich sicher schon mehr als 100 Spotter versammelt und auch die Registrierung hat schon begonnen. Nach kurzer Wartezeit halten wir unsere Spotter-Badges in den Händen. Während der Wartezeit ist Gelegenheit, durch die Fensterscheiben des Terminals im Erdgeschoß und des Restaurants in der ersten Etage einen Blick auf das Static Display zu werfen und auch schon ein paar Bilder zu machen. Schade nur, daß der Autor gerade unten steht, als die ebenfalls ausgestellte MiG-21bisD 133 - mit drei Zusatzbehältern, was so noch nie bei einer kroatischen Maschine zu sehen war - vorbeigeschleppt wird, weil sie aus diesem Winkel von den davorstehenden Maschinen verdeckt wird. Es dauert noch eine ganze Weile, bis gegen 11.15 Uhr dann endlich die Türen aufgehen und wir nach einer eher flüchtigen Sicherheitskontrolle aufs Vorfeld strömen. Nach ein paar schnellen Bildern der MiG-21R von Rudolf Perešin in ihrer jugoslawischen Bemalung und der rot-weißen Kockica, die "störungsfrei" hinter Zäunen parken, geht es schnurstracks zur 133, die frei steht und für die das Zeitfenster des ungestörten Fotografierens nur kurz sein dürfte. Glücklicherweise sind die meisten, die bisher Zugang haben, auch Fotografen und so stört meist niemand im Bild. An der Maschine steht schon eine Treppe, über die man später auch in die Kabine steigen kann. Da aber noch viele andere Fotografieren wollen, machen wir zunächst noch die Runde durch Static Display, um aber schnellstmöglich zur 133 zurückzukehren, als der Zugang zur Kabine möglich ist. Mehr als zwei Jahre ist es her, daß der Autor in einer MiG-21 saß und für seinen Sohn ist es das erste Mal überhaupt. Außerdem nutzen wir ausgiebig die Gelegenheit, die Maschinen von allen Seiten anzuschauen und - ganz wichtig - anzufassen.
Die zwei Stunden auf dem Ausstellungsgelände vergehen wie im Flug - dann haben wir alles gesehen und machen uns auf den Weg auf die andere Seite. Kein Stau und keine Absperrung hält uns dabei auf - alles läuft völlig entspannt und gut organisiert. Am Zaun auf der Nordseite haben sich schon zahlreiche Fotografen und Besucher versammelt. Wir müssen uns für einen Platz entscheiden und postieren uns bei Taxiway C, in der Mitte und in etwa an der Stelle, wo die beiden MiGs im September 2023 abgehoben hatten. Langsam kommt der spannende Zeitpunkt näher. Zwischenzeitlich fliegen die Krila Oluje und andere Teilnehmer und es gibt zivile Starts und Landungen. Irritierend nur, daß ständig die Richtung wechselt. Aber eigentlich spricht alles dafür, daß MiG-21 und Rafale Richtung 022 rollen und von da aus starten. Sicher können wir aber nicht sein. Doch glücklicherweise verläuft alles wie geplant.
Wenn das der Abschied von den kroatischen MiG-21 war, dann war es ein gelungener. Allerdings heißt es von verschiedenen Seiten, die MiG-21 fliegen noch, so lange sie Ressourcen haben, vielleicht noch bis zum Ende des Jahres. Es bleibt also spannend ... Der Autor dankt den Organisatoren der Veranstaltung und Chris.
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